“Streikposten” am Straßenrand als kulinarisches Highlight
Die Bezeichnung Piqueteadero leitet sich vom Begriff Piquete oder Piquetero ab, was auf Deutsch Streikposten bedeutet. In ganz Südamerika versteht man darunter meist eine Straßenblockade als politischen Protest. Wir haben auf unserer Motorradreise durch Kolumbien zwei solcher Blockaden erlebt und mussten deshalb stundenlang warten und hunderte Kilometer Umweg machen.
In Kolumbien wird eine bestimmte gastronomische Kategorie so bezeichnet – meist kleine Lokale mit einfachen, hausgemachten Produkten, wie Chorizo (Bratwurst), Morcilla (Blutwurst), Arepas (Maisfladen), Platanos maduros (süße, reife Kochbananen) und besonders in Bogotá auch Innereien und Lechon (Spanferkel).
Man könnte annehmen, dass ein Piqueteadero einer ist, der solche Streikposten oder Blockaden mit Essen versorgt, und möglicherweise leitet sich der Begriff historisch davon ab. Erstaunlicherweise hat niemand von den Leuten, mit denen wir im Land gesprochen haben, diesen Zusammenhang so gesehen.
Für Kolumbianer ist ein Piquteadero einfach ein unkompliziertes Lokal, das man bevorzugt in Gruppen mit Freunden und Familie besucht und die Gerichte aus großen Schüsseln oder Körben gemeinsam teilt. Oder man besorgt sich dort die Verpflegung für ein Picknick. Die Produkte sind preisgünstig und werden häufig nach Gewicht zum Kilopreis verkauft.
Wir haben zwei unterschiedliche Typen von Piqueteaderos in Kolumbien entdeckt:
1.) der Norden
Im Norden, an der Karibikküste sind es meist kleine Straßenküchen, die diese Bezeichnung tragen. Sie sind auf das Grillen von selbstgemachten Würsten, Arepas, Platanos maduros und Buñuelos (Maiskrapfen), sowie frisch gepresste Fruchtsäfte spezialisiert. Sie dienen vor allem als Versorgungsstationen für Trucker und Reisende in öffentlichen Bussen.
In diesen nördlichen Küstenprovinzen wird der Queso costeño produziert, ein schnittfester Halbfrischkäse, der bei sehr vielen Gerichten zum Einsatz kommt: so sind die dortigen Bratwürste teilweise damit gefüllt und gerieben kommt dieser Käse über Maduros, Arepas und Buñuelos.

Die Buñuelos (Maiskrapfen) der Piqueteaderos sind ganz anders, als die feine Ware der Bäckereien. Der Unterschied ist vergleichbar mit dem zwischen Faschings- und Bauernkrapfen. Sie sind saftig und unglaublich knusprig.
2.) Bogotá
In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá sind die Piquteaderos größer als am Land. Zu Mittag versorgen sie eine Menge Leute.
Je nach Spezialisierung bieten sie verschiedene Produkte.
Den in Kolumbien berühmtesten Piquteadero betreibt Doña Segunda in Bogotá. Dort hat man sich vor allem auf Innereien vom Rind spezialisiert.

Bei Doña Segunda bekommt man vor allem Picadas – eine Mischung aus geschnittenen, unterschiedlichen Zutaten; zum Beispiel Papas Criollas (kleine Kartoffeln), darauf Maduros, Chorizo, Morcilla und Arepas mit Guacamole und Aji. Die großen Portionen werden üblicherweise geteilt
Bei den Piqueteaderos von Kolumbien kann man um umgerechnet 2 Euro gut und reichlich mittagessen. Die einfachen Speisen sind immer hausgemacht und frisch – und meistens ganz ausgezeichnet.
Piqueteadero donde Liz
Via Buritaca 4-27, Buritaca, Santa Marta, KolumbienKarte anzeigen
Piqueteadero Doña Segunda
Plaza del 12 de Octubre. Local 37 exterior, Cl 72 #51-62, Bogotá, KolumbienKarte anzeigen
Sehr fein und informativ, Compagneros. Ihr wart mit dem Motorrad (-rädern?) unterwegs. Gemietet, was sonst? darf ich fragen welche Marke und wie die Mietpreise sind? Veneceremos. Vene Maier.
3 Stück Honda 300XRE Enduros bei Adrenaline Addicts in Santa Marta gemietet und in Medellin zurückgegeben. Immerhin ca. € 50.- pro Tag und Maschine. Für 3 Wochen gemietet. Dasselbe Gerät mit 190 ccm gibts dort deutlich billiger, und zurückblickend würde ich sagen, dass das auch gereicht hätte.
Liebe Grüße von den Kochgenossen