Die Linzertorte ist ein typisches Relikt der barocken Tortenbackkunst und war damals ein ausgesprochener Luxusartikel mit extrem teuren Zutaten.
Die üblichen Ingredienzien, wie Mandeln, Zitronen, Gewürze und Zucker waren allenfalls für die Aristokratie und die reiche Kaufmannschaft erschwinglich.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden deshalb zahlreiche Rezepte entwickelt, die die Kosten reduzieren sollten. So wurden zum Beispiel geröstete Haselnüsse statt Mandeln verwendet, denn die mussten nicht importiert werden. Auch hartgekochte und zerbröselte Eidotter waren verbreitet.
Eines der ausgefallensten Rezepte hat unser oberösterreichischer Kochgenosse Reinhard Haberfellner entdeckt und für unser Kochvideo zubereitet:
Mandeln und Butter werden dabei durch Grammeln (Grieben) ersetzt – also durch ausgelassenen Schweinespeck (Filz)!
Das Ergebnis ist absolut erstaunlich: das nussige Aroma der Grammeln passt vorzüglich zum süßen Teig. Wer es nicht weiß, wird niemals darauf kommen, dass hier Schweinespeck im Spiel ist!
Zutaten für eine Torte mit 28 cm Durchmesser:
- 250 g helle Grammeln (Grieben). Sie sollen nicht ganz ausgelassen sein, sondern noch reichlich Schmalz enthalten (beim Fleischhauer bestellen)
- 250 g Mehl universal
- 125 g Staubzucker
- 1 Ei
- 2 cl Rum
- 450 g Ribiselmarmelade (rote Johannisbeere)
- 1 Prise Salz
- 1 Prise Zimt
- 1 Prise Gewürznelke gemahlen
- 1 Prise Piment (Neugewürz) gemahlen
Zubereitung:
- Grammeln (Grieben) in einem Cutter zerkleinern oder mit dem Messer hacken (nicht ganz fein, eine gewisse Stückigkeit sollte erhalten bleiben). Nicht zu voll machen! Je nach Größe des Cutters in 2-3 Etappen arbeiten.
- alle Zutaten in die Rührschüssel geben und gründlich verrühren und kneten
- dann den Teig zu einer Kugel formen, mit Küchenfolie einpacken und mindestens 1 Stunde im Kühlschrank rasten lassen
- eine Springform (28 cm) ausbuttern
- die Arbeitsfläche bemehlen und etwa 40% von der gekühlten Teigmenge abschneiden und beiseite stellen
- die restlichen 60% als Boden gleichmäßig in die Form drücken
- darauf die Ribiselmarmelade verteilen
- den restlichen Teig mit etwas Mehl zu dünnen “Würsten” verarbeiten und gitterförmig auf die Torte legen. Auch den Rand rundum dünn belegen
- bei 180ºC Ober- und Unterhitze knapp 60 min im Rohr backen. Zwischendurch die Backform etwas drehen, damit die Torte gleichmäßig bräunt
- herausnehmen und abkühlen lassen, erst dann mit einem Messer vorsichtig von Rand und Boden lösen
- man kann die Torte gleich frisch essen – am besten ist sie allerdings nach etwa 3 Tagen Lagerung. Sie kann bis zu einem Monat in einer luftdichten Dose aufbewahrt werden (wie Kekse)