Mollige Heimat

Eine zentrale Kochtechnik der klassischen Wiener Küche ist die „Einbrenn“ (“Mehlschwitze” für die deutschen Genossen). Dabei wird ein bisschen Mehl in Butter angeschwitzt und mit einer guten, kräftigen Rinder- oder Gemüsebouillon abgelöscht – das bildet die Basis für eine sämige Sauce.

Dieses Rezept ist ein gutes Beispiel für das, was die Italiener „insaporire“ nennen, was so viel wie „mit Geschmack aufladen“ bedeutet: Einerseits werden die Kohlrabistücke in ein bisschen Suppe gekocht und dabei aromatisiert, anderseits gibt das Gemüse seinen herrlich süßen Geschmack auch an die Suppe ab, die wiederum die aromatische Basis für die Sauce ist. Nicht ein Aroma-Molekül geht verloren!

Entscheidend ist die Verwendung von jungen, frischen, eher kleinen Kohlrabis, denn die sind süß und knackig. Ausgewachsene Exemplare können manchmal schwefelig bitter schmecken und innen holzig sein.

Zutaten für 4 Portionen:

  • 600 g junge Kohlrabi
  • 50 g Butter
  • 2 TL Mehl
  • 1 Handvoll frischer Petersil
  • ca 150 ml kräftige Rindsbouillon (oder Gemüsebouillon)
  • Salz

Zubereitung:

  • Kohlrabi schälen und in 5–7 mm dicke Scheiben schneiden, diese dann vierteln.
  • Die Kohlrabistücke in einem Kochtopf mit kräftiger Rindsbouillon (oder Gemüsebouillon) aufgießen, aber nur soviel, dass die Stücke knapp bedeckt sind. Einige Spitzen dürfen noch herausragen. Auf kleiner Flamme mit nicht ganz aufgesetztem Deckel etwa 15 min köcheln, bis das Gemüse einen weichen, im Kern jedoch noch etwas knackigen Biss hat – keinesfalls zu weich kochen! Also nach etwa
    10 min Kochzeit mit dem Kosten beginnen. Der richtige Zeitpunkt muss erschmeckt werden. Man sollte auch bedenken, dass das Gemüse, auch wenn es nicht mehr kocht, noch nachzieht und weicher wird.Dann abdrehen und beiseite stellen.
  • In einer anderen Kasserole die Butter schmelzen und bei niedriger Hitze 2 TL Mehl einrühren. Diese Einbrenn soll keinesfalls braun werden! Also rasch mit etwas Suppe, in der der Kohlrabi gekocht wurde, aufgießen und sehr gut verrühren, damit sich keine Klumpen bilden. Sobald die Einbrenn wieder fester wird, abermals aufgießen und verrühren, bis man die richtige, sämige Saucenkonsistenz erreicht hat – nicht zu dick und nicht zu dünn. Weder abrinnend flüssig noch pampig.
  • Sobald die Konsistenz passt, die Kohlrabistücke vorsichtig untermischen, ebenso etwas frisch gehackte Petersilie. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Wird in Wien traditionell zu gekochtem Rindfleisch gegessen, funktioniert aber auch solo mit Kartoffeln sehr gut.