Was die Kochgenossen beim Stuwer essen:
- Hausgebeizte Lachsforelle mit Linsen und Eierschwammerln – sehr schöner Fisch mit angenehm kompaktem Fleisch auf tadellosen Linsen. Dazu sautierte Mini-Eierschwammerl und eine feine, leichte Creme aus diesen Pilzen. Obendrauf Dille und Sauerrahm. Die Aromen sind perfekt ausbalanciert.
- Gurken-Buttermilch-Kaltschale – eine kalte und erfrischende Gurkensuppe mit knusprigen Teigtaschen, die mit Eierschwammerln gefüllt sind.
- Kalbsbutterschnitzel – das ist eigentlich das beste Butterschnitzel, das wir seit langem gegessen haben! Herrlich intensives Fleischaroma, perfekte Konsistenz, knuspriger Röstzwiebel und ein wahrlich geiles Zwiebelsafterl! Auch die Streifen von der Senfgurke passen wunderbar dazu. Einzig das Erdäpfelpüree ist ein bissl fad gewürzt, doch auch das passt ins Konzept – würzig ist ja der Zwiebeljus; da ist es gut, wenn das Püree nicht zu salzig ist und aromatisch in den Hintergrund tritt. Chapeau!
- Lángos mit Beinschinken – ein feiner Germteigfladen mit guter Kinderstube – nicht wie jenes fetttriefende Kindheitstrauma aus dem Wurstelprater, das nach Knoblauch und Altöl gestunken hat (man hört, dass sich auch das gebessert hat, aber in den 60er und 70er Jahren war es wirklich schlimm). Das schlichte Topping aus Sauerrahm und Kren zum Beinschinken weckt Assoziationen zu Triest und der absolut nicht fettige Fladen erinnert sogar an die frittierten und gefüllten Pizzen aus Neapel.
- Wienerschnitzel vom Schwein – optisch ist es ein wenig irritierend: relativ dünn und wenig onduliert könnte man eine Verwandtschaft zum Figlmüller’schen Bröselteppich erkennen. Doch sobald man hineinbeisst wird klar: das ist ein sehr gutes Schnitzel, dem der Touristenfleck aus der Innenstadt nicht standhalten kann. Trotz der Optik ist es zart und saftig und der Vogerl-Erdapfel-Salat bekommt 12 von 12 Punkten! Man sollte sich als Wiener nicht zum orthodoxen Schnitzelnazi aufspielen, es gibt mehr als einen Typus des perfekten Schnitzels.
Das Stuwer versteht sich als “Neues Wiener Beisl” – zu Recht!
Die traditionelle Wiener Gasthausküche wird hier meisterhaft beherrscht und die kreativeren Neuinterpretationen sind souverän und ohne unnötigem Schnickschnack gekocht.
Die Idee, hier in Praternähe auch Lángos zu verkaufen ist großartig. Es zeigt sich, wie gut dieses ungarische Speiseformat sein kann: entweder mit Schinken, Sauerrahm und Kren, oder mit Bergkäse und Jungzwiebel, mit Schafkäse und Tomatenmarmelade, oder mit hausgebeizter Lachsforelle, Ruccola und Zitronenmayo – köstlich!
Besonders angenehm sitzt man unter großen Sonnenschirmen auf dem Platz vor dem Lokal: untypisch für Wien treffen hier die Gassen ausnahmsweise nicht im Rechten Winkel aufeinander und bilden so eine großzügige Platzsituation, die eher an Italien oder Spanien erinnert.