Die Kochgenossen haben die Wiener Semmeln getestet. Nicht wie sonst üblich in einer einzigen Blindverkostung, sondern immer wieder in verschiedenen kulinarischen Zusammenhängen und in verschiedenen Stadien des Appetits.
Wenn man kein Verkostungsprofi ist, ist das eine schwierige Sache: spätestens nach der fünften Probe geht einem jeder Geschmack irgendwie auf die Nerven und man kann kaum mehr Unterschiede feststellen. Ob man hungrig ist oder satt, spielt eine immense Rolle bei der Beurteilung. Jedenfalls hat sich bei unseren Versuchen herausgestellt, dass die Ergebnisse der Blindverkostungen wenig bringen. Obwohl man kaum Unterschiede bemerkt, ist man bemüßigt zu reihen und ein Ranking zustande zu bringen. Das Ergebnis ist oftmals ein vom Zufall getriebenes statistisches Rauschen mit absurden Ergebnissen. Deshalb haben wir über einen Zeitraum von mehreren Wochen diese Semmeln immer wieder gegessen und die dabei gemachten Erfahrungen immer genauer präzisiert. Zum Frühstück mit Butter oder als Beilage zum Gulasch, ofenfrisch oder nach 12 Stunden Lagerzeit im Papiersackerl. Ausgehungert und pappsatt. Erst das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Erfahrungen hat uns zu diesem Ranking veranlasst.
Wir verstehen diese Reihung als einen persönlich-subjektiven Vorschlag, denn wir wissen, wie stark kulinarische Vorlieben durch die kindliche Prägung beeinflusst sind. Das heisst: die Erinnerung an die Semmel der Kindheit wird jedes Urteil beeinflussen. Deshalb wünschen wir uns eine Diskussion und auch Widerspruch zu diesem Thema, sofern dieser begründet werden kann. Nicht einfach nur ein “schmeckt mir besser”, sondern auch das “Warum” interessiert uns!
Was wir getestet haben
Platz 5: Schwarz / Handsemmel (€ 0,89)
Im Mittelfeld der Wiener Handsemmeln ist es nicht leicht, die Produkte zu unterscheiden. Die meisten sind aromatisch ein bisschen fade, trocken und mit einer Kruste ausgestattet, die etwas keksig wirkt und ziemlich dick ist. Das Produkt der Bäckerei Schwarz hebt sich da ein bisschen positiv ab. Es ist eine sehr gute Handsemmel, die aber bei einigen Aspekten von anderen übertroffen wird.
Platz 4: Spar Premium Bio Handsemmel (€ 0,69)
Eine erstaunlich gute Handsemmel aus dem Supermarkt. Laut der Zutatenliste auf der Website wird sie mit Butter und Milch gebacken, ist also eine klassische Kaisersemmel. Sie ist nicht trocken, hat eine zarte Schmolle und ein relativ kräftiges Aroma. Laut Spar wird sie von 2 österreichischen Bäckereien hergestellt; welche das sind haben wir bis jetzt noch nicht in Erfahrung gebracht.
Platz 3: Kolm in Mödling / Handsemmel (€ 1,40 bei Poehl am Naschmarkt)
Sieht hervorragend aus, hat eine perfekt flaumige Schmolle und eine gute Kruste, die nicht ganz so dünn und knisternd ist wie bei Ströck und Joseph. Aromatisch ist sie ziemlich neutral und zurückgenommen. Die Semmel aus der Mödlinger Bäckerei wurde 2011 bei einer Verkostung von Slow Food Österreich zur besten Handsemmel von Wien gewählt, denn man bekommt sie frisch gebacken im Feinkostladen Poehl am Naschmarkt. Allerdings ist der Preis von € 1,40 für eine Semmel fast schon ein bisschen obszön.
Platz 2: Ströck / Handsemmel (€ 0,80)
Sehr feine Kruste und perfekt flaumige Schmolle, die aber etwas trockener ist als beim Joseph. Zartes Hefearoma, perfekte Semmel zum Gulasch, denn in diesem Zusammenhang darf sie leicht trocken sein – saftig ist das Gulasch. Wer eine perfekte, handgemachte Bäckersemmel ohne viel Eigenaroma sucht, findet sie beim Ströck.
Platz 1: Joseph – Bio Wiener Handsemmerl (€ 0,97)
Diese Semmel spielt in einer ganz eigenen Liga. Alle sonstigen sind sich erstaunlich ähnlich, aber die Joseph-Semmel ist ganz anders. Sie hat ein deutliches und komplexes Hefe-Aroma, das an die besten Bäckersemmeln der 60er und 70er Jahre erinnert, noch bevor die Produktion industrialisiert wurde. Das mögen vielleicht nicht alle, die diese Kindheitserinnerung nicht haben, denn diese Semmel ist nicht “geschmacksneutral” – falls einem das wichtig ist. Auch ist sie nicht die flaumigste von allen; ihre Schmolle ist relativ feucht, fest und kompakt. Für die Kochgenossen sind aber sowohl die Hefe-Aromen als auch die Kompaktheit eindeutige Pluspunkte; sie schmeckt nach duftendem Teig und hat einen “ehrlichen” Biss, ist nicht verkünstelt. Bei allen anderen Kriterien ist sie sowieso Testsieger: im Vergleich zu allen anderen ist sie kein bisschen trocken und sehr elastisch. Die Kruste ist hauchdünn und beim Zusammendrücken fein knisternd. Ihre Oberfläche weist viele verschiedene Bräunungsgrade auf und ist alles andere als gleichmäßig, was sich auch aromatisch auswirkt indem dadurch die malzigen Röstaromen komplex und nicht gleichmäßig sind. Im Vergleich zur Joseph-Semmel schmecken alle anderen mehr oder weniger fad. Auch ihre Haltbarkeit ist unübertroffen; noch 14 Stunden nach dem Backen schmeckt sie gut – anders als frisch, aber immer noch ein Genuss!
Das Mittelfeld
Weitere Handsemmeln sind gut und brauchbar, viele sind sich zum verwechseln ähnlich, auch wenn sie unterschiedlich ausschauen. Lediglich die Handsemmel von Felber hat einen eigenen aromatischen Charakter, erreicht aber nicht die ersten 5. Gute Handsemmeln gibt’s bei Gragger & Cie., Grimm, Felzl und Schrott. Dann wird es ein bisschen fad, trocken und keksartig. Die Preise der Handsemmeln in Wien bewegen sich zwischen € 0,69 und € 0,97, einsamer Spitzenreiter ist die Kolm-Semmel beim Poehl am Naschmarkt mit € 1,40.
Maschinensemmeln
Manche maschinell produzierten Semmeln sind durchaus essbar, erreichen aber nicht das Genuss-Potential von gut gemachten Handsemmeln. Zu den besseren zählen die Bäckersemmel von Ströck und die Spar Natur pur Bio-Semmel. Sie kosten jeweils € 0,36. Im Bereich der Diskonter kosten bei Hofer ähnliche Semmeln nur € 0,15 (Backbox), die zwar für eine Maschinensemmel ganz gut aussehen, aber bei uns trotzdem nur im unteren Mittelfeld der Industriesemmeln rangieren.
Das untere Ende
Das Wiener Kaiserbrötchen (!) der deutschen Industriekette “Backwerk” (€ 0,23) ist erwartungsgemäß keine Freude. Blass, weich, leblos und irgendwie schmierig. Aber auch manche Bäckersemmeln um 30 Cent und darüber gehören zu den eher traurigen Semmeln. Man findet diese “halbtoten” Semmeln in ganz Österreich, auch bei vielen kleinen Bäckern, denn es sind quasi Fertigprodukte, die nur mehr aufgebacken werden. Aromatisch sind sie durchwegs fade, werden schnell unangenehm süß im Mund durch die Umwandlung von Stärke in Zucker, ausgelöst durch Verdauungsenzyme im Speichel. Auch haptisch ist da nicht viel Spannendes zu erleben: sie sind trocken, homogen und abwechslungslos. Bei vielen ist die Rinde dick und geht nur allmählich verlaufend in die kuchige Schmolle über.
Die mit Abstand schlechteste Semmel dieses Tests ist auch mit Abstand die billigste. Bei Hofer, im Plastiksackl zu 10 Stück verpackt, wird sie unter der Marke “Gutes aus der Region” um € 0,89 verkauft. Der Preis versteht sich wohlgemerkt für alle zehn Stück – also nicht einmal 9 Cent pro Semmel! Was soll man dazu sagen? Sie ist natürlich ungenießbar – gar keine Kruste, keinerlei Geräusch beim Zusammendrücken, eine klebrig-kuchige Schmolle, die an den Zähnen picken bleibt, ein unangenehmer Geruch nach Altbrot und die labbrig-zähe “Haut” (von Kruste kann man hier nicht sprechen) wirft Falten und Runzeln. Aber was will man um 9 Cent?
Versucht doch mal die handsemneln von itzlinger aus der faistenau. Selbstverständlich bio!
Danke für den Tipp: Bäckerei Itzlinger in Faistenau bei Salzburg: http://www.itzlingers.at
Posting von Bo auf Facebook: Die Semmel, die “Religion” des Volkes, laut Charly …….. http://www.piaty.at/ ned so übel… Soizstangal auf jeden Fall getested … Semmel kann ned schlechter sein… https://youtu.be/Z21nfB-4x7c
Zusammengefasst: Bäckerei Piaty in Waidhofen a.d. Ybbs: http://www.piaty.at
Und hier ein Video, das zeigt, wie die Semmeln beim Piaty gemacht werden: https://youtu.be/Z21nfB-4x7c
Posting von Toni Kern auf Facebook:
Die besten Semmeln ever hatte die Bäckerei Rotter in der Neustiftgasse, sowas gibts derzeit leider im moment nicht mehr. Werde aber alle empfohlenen testen
In Steyr gabs die legendäre Bäckerei Breitensteiner – seit Jahrzehneten nicht mehr existent. Das war die beste Semmel meiner Kindheit
Christine Zauner auf Facebook: Bäckerei Brandl in Linz!!! für mich die beste Semmel!!
Handsemmeln von der Bäckerei Funder in Salzburg – die wusste neben meiner gesamten Familie sogar Johannes Paul II zu schätzen! Das Vergnügen bei der alten Frau Funder, die mit über 80 Jahren immer noch oft dort anzutreffen ist, hat in Salzburg Tradition. Was man auch an der langen Schlange an Menschen erkennen kann, die sich jeden Samstag ab 7 Uhr früh anstellen um gewaltige Säcke voll der legendären Semmeln, Brot und anderem Gebäck nachhause zu transportieren. Ist auf jeden Fall eine Reise wert, liebe Kochgenossen! Es gibt dort sogar nicht nur Hand- und Maschinensemmeln, sondern rösche oder weiche zur Auswahl. Die sind nämlich perfekt zum Einfrieren.
Also die “Premium”-Semmel vom Spar unter den besten fünf ist kann ich nicht nachvollziehen. Bei mir in der Gymnasiumstrasse sind die echte Dotschn, schon mehrfach darauf angesprochen(Filiale und Zentrale). Der Geschmack ist sehr gut, die Kruste eher ein Witz.
Funder und Itzlinger aus Salzburg ein Traum, leider gibts den Schrammel in Wien nicht mehr.
beim Spar hängt es davon ab, wie die Semmeln aufgebacken werden, denn sie sind Tiefkühlware, die erst in der Filiale fertig gebacken werden. Dabei können Fehler passieren. In den Filialen, die wir kennen sind sie erstaunlich gut…
InterSpar in Wien Meidling bietet bezgl. Brot, Hand Semmel und wohlschmeckenden Salzstangerl mit das Beste was im Gegensatz die Konkurrenz ( leider) im weiten Umfeld zu bieten hat.
Die besten Handsemmeln hab ich bisher in der Annamühle verspeist. Ich kann mich nicht erinnern bis dato schon mal so was köstliches erlebt zu haben.