Was die Kochgenossen im Gasthaus zum Sieg essen:
- Gulasch – etwas anderes gibt es hier nicht, abgesehen vom täglich wechselnden Mittagsmenü. Abends wird hier tatsächlich nur ein einziges Gericht angeboten: das Wiener Saftgulasch, wie es sein soll, klassisch zubereitet mit Majoran, Kümmel und einem Hauch Essig. Die Speisenauswahl beschränkt sich dann auf “Großes Gulasch”, “Kleines Gulasch” und den Gabelfrühstück-Klassiker “Würstl im Saft” (für unsere deutschen Freunde: Wiener Würstchen in Gulaschsaft). Und wie man in Wien so sagt: Es ist ein anständiges Gulasch! Die Aromen sind wunderbar ausbalanciert und es ist weniger süß als anderswo, was daran liegt, dass hier nicht ganz so viel Zwiebel verwendet wird. Der Wirt erklärt uns bereitwillig, dass die Zwiebeln mindestens 90 Minuten ganz sanft schmoren, ohne dass sie braun werden. Auch dass sich das Gulasch am Topfboden ein bisschen anlegen muss, wird hier beachtet.
Eine ungemein authentische Hochburg des Wiener Schmähs
Alles Originale: das Gasthaus, die Mannschaft, die Gäste, das Gulasch! Man fühlt sich wie in einer Zeitmaschine um mindestens 50 Jahre zurückversetzt. Das Resopal auf den Tischen, die Schallplatten an den patinierten Wänden, der Radioapparat, das Tonbandgerät, die Mannerschnitten in der Glasvitrine und die lautstarken Mannsbilder, die quer durch das Lokal einen fast schon vergessen geglaubten Wiener Schmäh zelebrieren – herrlich!
Das Gasthaus Zum Sieg wird auch im neuen Roman von Robert Menasse erwähnt. In “Die Hauptstadt” besucht der Protagonist Martin Susman das Lokal:
“Manchmal ging er abends, wenn er vom Spital kam, um die Ecke ins Gasthaus zum Sieg. Dort bekam er ein anständiges Gulasch, am Freitag einen sehr guten Fisch. Einmal wurde er Zeuge, wie ein Deutscher, der von einem Wiener in das Gasthaus mitgenommen wurde, mit geradezu panischer Irritation fragte: Zum Sieg? Das ist doch hoffentlich kein Nazilokal! Der Kellner, der gerade vorbeiging und dies hörte, stützte seine Arme auf den Tisch, beugte sich vor und sagte: Oida! Sieg der Arbeiterklasse! Verstehst mi? Martin musste lächeln. Das war wie ein Winken von Geistern der Geschichte, wie ein Scherben, zutage gebracht in einer archäologischen Grabungsstätte. Später kam der Kellner bei ihm vorbei und sagte: War nur ein Schmäh! Weißt eh! Wir heißen Zum Sieg, weil es das Gasthaus gibt seit dem Sieg von Aspern, dazumal der Sieg der Österreicher über Napoleon! Eine Schicht tiefer, noch ein Scherben.”
(Robert Menasse – Die Hauptstadt, Suhrkamp Verlag 2017, S 433)
- Mo, Di, Do 11-13:00, 16-22:00
- Fr – So 16-22:00
- Mi Ruhetag