Was die Kochgenossen im Boroinó essen:
- Fava – Ein Püree aus gekochten, gelben Platterbsen (Lathyrus, λαθούρι, Lathoúri), ähnlich dem levantinischen Hummus, der jedoch aus Kichererbsen bereitet wird. Fava ist wesentlich leichter als Hummus und hat ein ausgeprägtes Linsen-Aroma. Die Lathoúri-Erbsen sind im östlichen Mittelmeer seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen! Auf der Insel Santorin ist die Fava Santorinis eine durch die EU geschütze Herkunftsbezeichnung, ebenso die Fava Feneou vom nördlichen Peloponnes. Die Fava im Boroinó ist eine köstlich leichte Creme, die würzig nach Linsen, Lorbeer und Zitrone schmeckt; mit Kapern und ganz frisch geschnittenen Stückchen vom unvergleichlich milden griechischen Gemüsezwiebel, der in seiner Qualität sogar noch die süditalienische Tropea-Zwiebel übertrifft. Auf Nachfrage hat uns der Koch verraten, dass seine Fava nicht einfach mit Zitrone zubereitet ist, sondern mit Salzzitrone (vermutlich wie die nordafrikanischen, in Salzlake eingelegten Zitronen?). Nach allen Recherchen ist das in Griechenland offensichtlich unüblich, war aber extrem köstlich! Wir werden an diesem Gericht arbeiten und darüber berichten. Wir haben auf unserer Reise dutzende Favas gegessen, aber keine ist an die Qualität des Boroinó herangekommen. In den schwächsten Ausprägungen kann eine Fava bisweilen auch ein bisschen fad und pampig sein.
- Gegrillte Pleurotus-Pilze – Pleurotus bedeutet auf griechisch Seitenohr. Auf deutsch kennt man sie als Seitlinge, zu denen auch die Austernpilze gehören. Mehrere Arten kommen in Nordgriechenland und Sizilien auch in freier Natur vor. Sie werden ganz einfach gegrillt, mit grobem Salz und Oregano, und am Schluss mit frischer Petersilie, etwas Zitrone und Olivenöl beträufelt. Halleluja – da brauchen selbst die Kochgenossen kein Fleisch!
- Kartoffelsalat – mollig und irgendwie altmodisch, aber köstlich. Mit Gemüsestückchen, frischen Kräutern und hausgemachter Mayo.
- Weiße Riesenbohnen in Tomatensauce – die Bohnen von Kastoria sind berühmt für ihre Qualität; die Höhenlage und das frische Wasser aus den Bergen spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Eine kulinarische Überraschung in der Stadt der Kürschner im Land der Bohnenbauern
Die Stadt liegt ganz im Norden Griechenlands, malerisch auf einer Halbinsel gelegen, mitten in einem prächtigen Bergsee. Kastoria ist seit dem 14. Jahrhundert ein Zentrum des Pelzhandels und des Kürschner-Handwerks und noch heute findet man dutzende Betriebe rund um die Stadt, obwohl die Blütezeit der Pelzverarbeitung vorbei zu sein scheint.
Von hier ist es nicht weit zur albanischen Grenze und überall zwischen den Seen werden Leguminosen angebaut. Die Kulturen sind gepflegt wie Weingärten.
Das Café-Restaurant Boroinó liegt an einer der beiden Uferpromenaden der Stadt. Wir hatten keine großen Erwartungen bezüglich der Qualität des Essens, es lag einfach bequem zu Fuß erreichbar nahe bei unserem Hotel, von dessen Chefin es empfohlen wurde. Weil wir von den letzten Tagen noch ziemlich überfressen waren, bestellten wir nur einige Mezedes.
Das, was wir dann bekamen stellte sich als so ziemlich bestes Essen der ganzen Reise heraus, zumindest was die Fava und Pleurotus-Pilze betrifft. Eine bessere Fava haben wir in ganz Griechenland nicht gefunden!