Was die Kochgenossen beim S‘Cazzo essen:
- Schweinsbraten im Wachauer Weckerl – herrlich zart-mürber Schopfbraten mit knuspriger Kruste. Kommt mit Sauerkraut, Kren, Senf und Bratlfett in einem Wachauerweckerl der Bäckerei Felzl. Saftig und knusprig zugleich. Man fragt sich, warum diese Köstlichkeit nicht längst Teil einer österreichischen Streetfoodkultur ist. Das Rezept des Bratens geht auf die kärntner Oma der Betreiberin zurück.
- Rollbraten – gerolltes Bauchfleisch nach Art der italienischen Porchetta, mit Oliven und Kapern in einer knusprigen Kaisersemmel
- Grilled Cheese – angeschmolzener Raclettekäse und Weintraubengelee
Schweineschwanzl am Multikultimarkt
Der Wiener Brunnenmarkt in Ottakring ist für die einen ein Wunderland der kulinarischen Exotik und für die anderen ein Aufregethema über den Verlust an heimischer Esskultur. Nicht erst seit dem unsäglich blöden Youtube-Video des ÖVP-Stadtrats Karl Mahrer lamentieren die Rechten über die Vereinnahmung des Markts durch Türken und Araber.
Nach den großen Fluchtbewegungen nach 2015 hat sich am Brunnenmarkt tatsächlich eine bedeutende arabische Streetfood-Szene etabliert und damit die Stadt um eine großartige Esskultur bereichert (wir haben darüber berichtet: Arabisches Streetfood am Brunnenmarkt, Bohnenkönig Ashraf) In der Zwischenzeit kann man dort frühstücken und brunchen wie in Damaskus, Beirut oder Tel Aviv, was wir als enorme kulturelle Bereicherung sehen!
Tatsächlich ist es aber so, dass man am Brunnenmarkt kaum mehr Schweinefleisch bekommt.
Daraus allerdings abzuleiten, dass uns die “bösen Araber” unsere eigene Esskultur wegnehmen, ist natürlich Blödsinn. Es liegt einfach daran, dass sich unter den Österreichern kaum Menschen finden, die sich das Betreiben eines Marktstandes antun wollen.
Abgesehen davon ist im Vergleich zur arabischen Streetfoodkultur die österreichische nicht gerade hoch entwickelt – außer dem klassischen Würstelstand gibt es ja hierzulande nicht viel, was schade ist!
Das einzige Mittel um das zu ändern ist nicht das Jammern und Aufhetzen gegen “das Fremde”, sondern sich hinzustellen und selbst etwas zu machen!
Und genau das macht seit kurzem die junge Anna-Sophie Müller mit ihrem Schweinsbraten-Stand “S’Cazzo”
“Cazzo” ist übrigens italienisch und bedeutet “Schwanz” – ein durchaus derbes Schimpfwort! Anna-Sophie beteuert aber augenzwinkernd, dass sie damit das Ringelschwänzchen des Schweins assoziiert.
Jedenfalls zeigt sie mit ihrem Stand, was österreichisches Streetfood sein kann und man fragt sich, warum es bei uns nur Würstel und Leberkäs gibt. Ihr Schweinsbraten-Wachauer hat das Zeug dazu, eine Ikone des österreichischen Streetfood zu werden!
Von ihrer muslimischen Nachbarschaft wurde sie übrigens freundlich aufgenommen und sie fühlt sich wohl in der Community der Marktstandler. Jeder freut sich, dass es etwas Neues gibt.
So geht Multikulti Herr Mahrer!