Was die Kochgenossen beim Roten Bären essen:
- Roastbeef – mit Orangenrotkraut, Schwarzbrot-Crostini und einer Chimmichurri-Sauce aus Petersil und Zitrone. Das perfekt zarte Fleisch kommt vom Höllerschmid aus dem Kamptal. Absolut köstlich!
- Gebackene Blunzenradeln mit Apfrelkraut und scharfem Senf – gebackene Blutwurst haben wir noch nicht besser gegessen!
- Wiener Schnitzel – obwohl in der Küche zwei Italiener werken, gehören die Schnitzel beim Roten Bären zu den allerbesten, die man in Wien bekommen kann (Ok – der Erdäpfelsalat ist nicht ganz so glitschig-rutschig-speckig-saftig, wie der echte Wienerische. Wir empfehlen Werksspionage beim Gasthaus Kopp). Man kann aus drei Varianten auswählen: Schnitzel vom Kalb, vom Schwein oder vom Bioschwein. Wir hatten Bioschwein, und das war perfekt! Obwohl immer wieder betont wird, dass das “echte” Wienerschnitzel aus Kalbfleisch gemacht wird, bevorzugen wir, wie die meisten Wiener, das Schweinsschnitzel; es ist saftiger und hat viel mehr Geschmack!
- Rote Bären Kässpätzle – hier merkt man den italienischen Einfluss, und das ist gut so. Das Blauschimmelaroma eines feinen Dolcelatte oder Gorgonzola macht sich bemerkbar und die Spätzle sind leichter und flaumiger als gewohnt. Aromatisch wunderbar ausbalanciert und ein Hochgenuss!
- Steak aus der Schweinsfledermaus – mit Bratkartoffeln, Kernöl-Agliolio und Rosmarinsaftl. Fast unglaublich zart und saftig! Die Fledermaus ist ein kleiner Muskel vom unteren Rücken des Tieres, der in der Wiener Küche zu Recht als besondere Spezialität gilt. Auch dieses Fleisch kommt vom Höllerschmid.
- Gebackene Austernpilze – mit Trüffelmayonnaise und Erdäpfel-Käferbohnen-Salat.
- Arme Ritter mit Bratapfel und Beerenröster – eine köstliche Variante der altösterreichischen Powidlpofesen.
Rot statt braun
Bevor das Wirtshaus von den jetzigen Betreibern 2014 übernommen wurde, hiess es “Zum Braunen Bären”; Dieser Name wird in Österreich nicht ganz zu Unrecht mit einer gewissen Nähe zu unguten politischen Glaubenswelten assoziiert.
Durch eine simple Umfärbung gelang es, das Image auf geniale Weise komplett umzukehren; selbst das ursprüngliche Logo – ein ziemlich räudiger Bär – wurde behalten, aber radikal umgefärbt. Das Lokal ist auf erfrischende Weise unkompliziert, gemütlich und irgendwie rotzfrech.
Die Bierdeckel für das köstliche Černá Hora Bier zieren ein Konterfei, das an einen gewissen JÜKAZ (Jüngster Kanzler aller Zeiten) erinnert. Auch ein Trump mit Minizumpferl wurde hier gesehen.
Das kulinarische Konzept des Roten Bären bezieht sich nicht nur auf die traditionelle Wiener Küche, sondern auf den Einflussbereich aller Länder der ehemaligen k&k-Monarchie, umfasst also auch die Küchen von der nördlichen Adria über Ungarn bis Polen.
Dabei hält man sich nicht sklavisch an die Originalrezepte, sondern interpretiert diese durchaus zeitgemäß. Die beiden (italienischen) Köche zeigen mit leichter Hand, was sie können. Und das ist allerhand! Die Karte wechselt eigentlich ununterbrochen; vom Kalbsbutterschnitzel über Stosuppe und Pofesen, bis zum Polporisotto wurden hier schon hunderte Speisen souverän durchdekliniert.
Der hintere Gastraum ist wirklich knallrot, und zwar durch und durch: Tische, Wände, Sessel, Pfeffermühlen und sogar die Glühbirnen des Deckenlusters. Trotzdem sehr gemütlich und immer noch ein typisches Wiener Beisl!
Das ausgezeichnete Lokal ist ständig voll; deshalb ist eine Reservierung durchaus ratsam.