Was die Kochgenossen beim Bílý Koníček essen:
- Tatar vom Zander mit heißem Ciabatta – eine absolute Köstlichkeit aus rohem, fangfrischem Fisch – quasi eine böhmische Ceviche. Auch das geröstete Ciabattabrot ist eine Klasse für sich!
- Frittierter Karpfen mit Rahmdip – in Streifen geschnittene Filets in knuspriger, aber leichter Panier. Da sind keine Semmelbröseln im Spiel – erinnert eher an japanische Tempura. Das von Vielen verabscheute “Grundeln”– also das schlammige Aroma des Karpfens ist nicht einmal in Spuren vorhanden, wenn diese Fische richtig behandelt werden. Und nirgendwo sonst hat man mehr Erfahrung mit der richtigen Behandlung von Karpfen als in dieser kleinen Stadt, wo die Teichwirtschaft seit mehr als 500 Jahren in großem Umfang betrieben wird.
- Gegrilltes Karpfenfilet mit Kreuzkümmel und gegrilltem Gemüse – zuerst dachten wir, der Kreuzkümmel sei so ein neumodisches Schischi – aber weit gefehlt, denn das Gewürz harmoniert perfekt mit dem knusprigen Fisch, der überhaupt nicht fettig wirkt. Im Vergleich zu Lachs oder Thunfisch ist ein guter Karpfen mager. Auch das Gemüse ist sehr gekonnt knackig gegrillt.
- Liwanzen mit Heidelbeeren und Smetana – bei diesem Glanzstück der böhmischen Mehlspeisküche sind wir dann endgültig in ein kollektives Luststöhnen verfallen. Die kleinen, pfannkuchenartigen Liwanzen haben eine wunderbare haptische Struktur, sind nicht einfach flaumig, sondern haben eine vielschichtige Konsistenz, die im Inneren relativ fest ist. Zusammen mit dem Heidelbeerröster und dem Schmand, der milder ist als der österreichische Sauerrahm, ergibt das ein veritables kulinarisches Kunstwerk!
- Bohemia Regent Bier – die Brauerei der Stadt ist nur hundert Meter entfernt. Richtig gezapft in kalten, dickwandigen Gläsern, mit hohem Schaum und wenig Kohlensäure – ein unvergleichlicher Genuss! Die böhmische Brau- und Zapfkultur bringt für uns die besten Biere der Welt hervor. In Sachen Süffigkeit sind sie unübertroffen. Man muss nur aufpassen, denn es rinnt runter wie Wasser und es bleibt sicher nicht bei einem Krügel. Aber das ist in Böhmen ganz normal.
Himmlischer Fisch und himmlisches Bier
Das “Weiße Rössl” im südböhmischen Třeboň (auf Deutsch Wittingau) ist das erste Haus am Hauptplatz des entzückenden Städtchens. In dem imposanten Renaissancebau wird neben einem Hotel auch eine Gastwirtschaft betrieben. Hier wird einfach, aber exzellent gekocht – genau das Richtige für die Kochgenossen!
Wittingau ist seit dem Mittelalter das Zentrum der böhmischen Teichwirtschaft mit ausgeklügelten Kanalsystemen und sage und schreibe 400 Quadratkilometern an Teichanlagen, in denen vor allem Karpfen gezüchtet werden. Der Wittingauer Spiegelkarpfen ist legendär.
Natürlich wird hier in jedem Restaurant Karpfen in unterschiedlichen Zubereitungen angeboten. Von schlammigem Aroma ist dabei keine Spur, denn vor der Schlachtung kommen die Tiere bis zu zwei Wochen in Frischwasserbecken, wodurch das “Grundeln” völlig verschwindet.
Aus ökologischer Sicht ist der Karpfen ein ideales Nahrungsmittel, denn als “Friedfisch” benötigt er kein Fischmehl zur Fütterung, im Gegensatz zu den “Raubfischen” Forelle, Lachs und Saibling. Für Fischmehl als Tierfutter wird immerhin ein Viertel aller weltweit im Meer gefangenen Fische benötigt!
In den riesigen Teichen finden die Karpfen genügend natürliche Nahrung in Form von Plankton. Allenfalls kann als zusätzliches Futter Getreide oder Mais verwendet werden.
Eine weite Verbreitung der Karpfenzucht wäre doch ein guter Lösungsansatz für die diversen Krisen der Nahrungsmittelproduktion. Uns erscheint das viel praktikabler als die industrielle Erzeugung von synthetischem Fleisch im Labor – immerhin hat die Menscheit seit Jahrtausenden Erfahrung mit der Karpfenzucht.
Vor allem aber ist er ein absolut köstlicher Fisch, der zu Unrecht weitgehend unterschätzt ist.
Und wer Karpfen nicht mag, dem raten wir, einen Ausflug ins wunderschöne Städtchen Třeboň zu machen und dort Karpfen zu essen – jede Wette, dass man danach bekehrt ist!
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Danke für den Tip. Ich komme gerade von einer Radreise durch CZ (diesmal im Norden) zurück, fahre aber sicher heuer nochmal und werde bei Bílý Koníček einkehren…
Die website des Hotels lautet https://bilykonicekhotel.cz/, nicht http … 😉
danke, ist schon korrigiert!