In Costa Rica existiert eine spezielle Kategorie von kleinen und einfachen Lokalen, die Sodas genannt werden. Es sind durchwegs Familienbetriebe, in denen ausnahmslos frisch und traditionell gekocht wird. Sie sind billiger als “richtige” Restaurants, weil sie klein und simpel ausgestattet sind. Ausserdem werden sie in Costa Rica steuerlich begünstigt. Meist haben sie keine volle Alkohol-Lizenz – aber Bier gibt’s immer!
Man findet sie überall entlang der Landstraßen, in Dörfern und Städten und in den Markthallen der Hauptstadt San Josè – das nächste Soda ist immer gleich ums Eck.
Ein einfaches aber ehrliches Essen um wenig Geld
Die Ticos und Ticas – wie sich die Menschen im Land selbst bezeichnen – lieben ihre Sodas, weil sie dort um wenig Geld ein einfaches aber ehrliches Essen bekommen, das wie zuhause bei der Mama zubereitet ist. Viele Sodas verfügen nur über zwei bis drei Tische.
Schon um umgerechnet fünf Euro kann man dort sehr anständig essen.
Und meistens isst man nicht nur anständig, sondern ganz ausgezeichnet: eine liebevoll und sehr gekonnt zubereitete “Hausmannskost”!
Das Gericht, das man absolut überall bekommt, nennt man bezeichnender Weise Casado, was “Ehemann” bedeutet.
Gekocht wird in meist kleinen Küchen und fast alle Gerichte werden mit frischen Zutaten à la minute zubereitet. Und man versteht hier das Küchenhandwerk!
Zwar gibt es auch in Costa Rica Franchise-Betriebe wie MacDonalds, Pizzahut und KFC, aber das Herz der Ticos schlägt eindeutig für die Sodas mit ihrem handwerklichen Kochen, wo jede und jeder zeigen kann, was wirklich gutes Kochen bedeutet.
Der Name “Soda” stammt vermutlich aus der Zeit, als Kohlensäure-Limonaden populär wurden, und bezeichnete ein einfaches Lokal, in dem man eine Cola trinken und etwas essen konnte.
Allerdings bieten alle Sodas viel bessere Getränke als Cola an – die sogenannten Batidos. Das sind allerlei frische Früchte mit Eis gemixt, wahlweise auf Milch- oder Wasserbasis: Papaya, Mango, Ananas, Erdbeere, Passionsfrucht, Banane, Tamarinde und eine göttliche Frucht namens Cas.
Für Landarbeiter und Trucker, aber auch für Kaufleute, Studenten und Büroangestellte gehört ein Mittag- oder Abendessen in ihrem Lieblings-Soda zum Alltag
Was die Kochgenossen in den Sodas essen:
- Casados – ein Casado ist in Costa Rica das Mittagessen schlechthin und wird mit Sicherheit in ausnahmslos jedem Soda in mehreren Varianten angeboten. Fixe Bestandteile sind weißer Reis und schwarze Bohnen, ein kleiner Salat, etwas geschmortes Gemüse, meistens auch gebratene, reife Kochbananen und ein Stück Fleisch oder Fisch. Man hat immer die Auswahl zwischen einem Schweinskotelett, einem Rindersteak, einem Hühnerfilet oder Fisch. Ein Casado vereint also alles, was man braucht und es ist meistens so gut, dass man es mehrere Tage hintereinander essen kann, ohne dass es eintönig wird. Die Fleischqualität ist erstaunlich gut, denn ein kurzgebratenes Kotelett oder Hühnerfilet kann leicht sehr trocken und faserig geraten – nicht so in Costa Rica!
- Sopa Negra – diese große, schwarze Suppe ist für uns eine richtige Entdeckung: schwarze, pürierte Bohnen mit viel Koriander und pochierten Eiern. Eine Köstlichkeit, die dem Magen richtig gut tut!
- Ceviche – die rohen, in Limettensaft marinierten Fischstücke werden vor allem mit Peru assoziiert, sind aber in ganz Lateinamerika populär und auch in Costa Rica überall in bester Qualität zu bekommen. Als Basis für die Marinade wird auch die limón mandarina, eine Kreuzung aus Zitrone und Mandarine verwendet, die eine vergleichsweise milde Säure besitzt. Als aromatischer Kontrast machen sich gekochte Süßkartoffeln und süßer Mais sehr gut!
- Caldosas – ein erst kürzlich entwickeltes Speiseformat, das auf der Kombination von Ceviche und knusprigen Mais-Chips (tostaditas de maiz) basiert. Dazu kommen meist Tomaten und manchmal Kochbananen. Es geht darum, dass die Chips den Saft der Marinade aufnehmen. Wichtig dabei ist es, dass sehr viel von diesem Saft vorhanden ist. Caldosas werden oft einfach im Plastiksackerl der verwendeten tostaditas serviert. Rezept > Caldosas
- Tortillas aliñadas – diese köstliche Maistortilla mit Frischkäse und Sauerrahm kommt heiss auf den Tisch.
- Batido de Cas – für uns wohl der beste Frucht-Shake, den wir kennen. Wird aus einer Frucht namens Cas (einer lokalen Unterart der Guave) und Eis gemixt. Hat vergleichbar viel Fruchtsäure wie Zitronensaft und ein unvergleichlich erfrischendes Aroma.
die Eigeninitiative der “kleinen Leute” und ihr handwerkliches Geschick fördern
Die steuerliche Begünstigung der Sodas ist ein weiterer sympathischer Zug eines Landes, das auch sein Militär ersatzlos abgeschafft hat und das frei werdende Budget direkt in Kindergärten, Schulen und Universitäten umgewidmet hat.
Damit wird die Eigeninitiative der “kleinen Leute” und ihr handwerkliches Geschick direkt gefördert.