Was die Kochgenossen beim Kopp essen
- Fritattensuppe – Ein Kunstwerk, das in jedem Detail perfekt ausbalanciert ist. Gehört eigentlich ins Museum als Referenzbeispiel für die große Wiener Rindsuppenkultur (früher war in Wien ein Essen ohne Rindsuppe als Opener absolut unvorstellbar)
- Erdapfelsalat – Auch hier Referenzstatus. Man kann ihm bestenfalls nahe kommen aber kaum übertreffen – einen besseren haben wir noch nicht gegessen!
- Schnitzel & Cordon Bleu – Perfekte Panier, nicht übertrieben knusprig, überaus saftig, zart und nicht so dünn plattiert wie sonst oft in Wien. Sicher, das “originale” Wiener Schnitzel wird aus Kalbfleisch gemacht, aber das was die Wiener in Wahrheit lieber essen, kommt wie hier vom Schwein: es ist saftiger und hat mehr Geschmack. Für uns ist das Cordon Bleu eindeutig das beste der Stadt!
- Zwiebelrostbraten – sensationelles Preis-Leistungsverhältnis! OK, beim Sodoma in Tulln ist der Rostbraten noch ein Quäntchen besser, kostet aber fast das Doppelte.
- Scheiterhaufen mit Apfelkompott – altmodisches und großartiges Dessert mit überbackener Schneehaube. Ein köstlicher Klassiker der wienerischen cucina povera als Restlverwertung von alten Semmeln. Die (große) Portion stand noch vor wenigen Jahren um einen Euro auf der Speisekarte, dann wurde auf 1,80 erhöht, nun kostet sie 2,20.
Wer fein speisen möchte, ist beim Kopp definitiv falsch verbunden!
Das Interieur ist alles andere als schick, es riecht nach Beisl und die Kellner zelebrieren einen teilweise derben Wiener Schmäh. Das Gasthaus ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten, das erfolgreich alle Trends und Moden der Gastronomie ignoriert hat. Der Kopp ist eines der letzten “großen” Wirtshäuser Wiens, fast rund um die Uhr bumvoll mit Menschen aus allen sozialen Schichten.
Hier treffen sich die Burschen von der Müllabfuhr und die Rettungsfahrer des nahegelegenen Lorenz Böhler Spitals. Hier sieht man alte Damen mit Hut, pensionierte Beamte, Bauarbeiter, Herren im Anzug, tätowierte Jugendliche, einsame Achteltrinker, lautstarke Stammtischrunden, hungrige Nachtschwärmer, Taxifahrer, Foodies aus den Bobobezirken und vereinzelt ein paar Touristen, die manchmal etwas verwirrt bis verschreckt wirken.
Und wenn man den Kellnern blöd kommt, holt man sich in der Regel eine geduzte und schlagfertige Abfuhr. Eine junge deutsche Touristin will vom Ober wissen, was es denn ohne tierische Produkte gäbe; darauf die schlichte Antwort: “nix!”. Im Netz findet man eine Menge Postings von schockierten Gästen über die angebliche Ruppigkeit der Kellner. Uns Kochgenossen sind sie allerdings sehr sympathisch mit ihrer gar nicht servilen und unterwürfigen Art. Besonders nach USA-Reisen, wenn man genervt ist vom antrainierten Kellnergetue a la “Hi, my name is Doris, I’m your personal host tonight … blabla…enjoy your meal, Sir”, braucht man den Kopp dringend als Gegenmittel: Schmähführen auf Augenhöhe tut dann sehr gut, aber vielleicht muss man Wiener sein, um das zu verstehen.
Für uns Kochgenossen hat der Kopp die authentischste Wirtshausküche der Stadt.
Aber nun zum Wichtigsten – zum Essen. Um es kurz zu sagen: für uns Kochgenossen ist es die authentischste Wirtshausküche der Stadt. Die Speisen sind deftig und alles andere als elegant, aber alles, was die traditionelle Wiener Küche ausmacht ist hier meisterhaft und ohne Schnörkel auf den Punkt gebracht, hier wird eine wahrhaftige und unverfälschte Kochsprache gesprochen.
Die Preise sind beim Kopp sensationell günstig. Es ist der erklärte Anspruch der Betreiber, gute Speisen für wenig Geld anzubieten, denn auch jene, die wenig haben, sollen gut essen – wir lieben den Kopp!