Was die Kochgenossen bei Nni Franco u’Vastiddaru essen:
- Involtini di Vitello – kleine Kalbfleischrouladen mit einer aromatisch wunderbar ausbalancierten Füllung, die vermutlich auch Semmelbrösel, Pinienkerne, Rosinen und rote Zwiebel enthält – aber das sind nur Vermutungen. Jedenfalls ausgezeichnet!
- Orangensalat – ein herrlich erfrischender Salat aus Orangen, Sardellen und rotem Zwiebel. Perfekt zu den Involtini!
- Schwertfisch – ein meisterhaft gegrilltes Schwertfischsteak, das im Gegensatz zu vielen anderen Weltgegenden kein bisschen trocken ist. Mit großen Fischen kennt man sich aus in Sizilien, denn das Meer vor der Insel ist ein Hauptfanggebiet für die großen Tiere, und die Theken der Fischhändler biegen sich geradezu von herrlichen Schwert- und Thunfischen.
- Panino con Milza (pani ‘ca mieusa) – absoluter food-hardcore und signature dish der Streetfood-Szene von Palermo! Ein süßes Sesambrötchen wie bei einem Hamburger, dick gefüllt mit schwarzer, gesottener und schmalzgebackener Milz, vermischt mit Lunge, nur mit einem Spritzer Zitrone und überhäuft mit geriebenem Käse – für die meisten Menschen vermutlich der kulinarische Alptraum schlechthin! Auch die Urteile der Kochgenossen waren sehr geteilt – von “geht gar nicht!” bis zu “fleischig, unglaublich pur und animalisch, dabei sehr mild, aber definitiv gewöhnungsbedürftig!”
- Arancine – gebackene Reisbälle mit unterschiedlichen Füllungen, wie zum Beispiel Fleischragout oder Spinat, Ricotta, Käse, etc. Der Name Arancine (Orangen) stammt daher, dass die mit Semmelbröseln panierten und goldgelb frittierten Knödel an reife Orangen erinnern. Oft sind sie erstaunlich groß und sind eine komplette Mahlzeit um sehr wenig Geld.
- Panelle – frittierte Fladen aus Kichererbsen-Mehl mit einer Spur Petersil, vermutlich arabischen Ursprungs und einst ein ausgesprochenes Armeleuteessen. Wird hauptsächlich als Einlage in einem weichen Weißbrot gegessen. Sollte es sich da um eine weitschichtige Verwandtschaft zu Falaffel handeln?
- Crocche – gebackene Kroketten aller Art.
Eine Institution in Palermos Streetfood-Szene
Das Lokal in der Altstadt von Palermo, gleich beim alten Hafen, ist kein Restaurant, sondern eigentlich ein großer Streetfood-Stand, wie man ihn sonst nur aus Asien kennt. Es gibt zwar einige Tische im Freien, aber die meisten Leute holen sich Sandwiches oder Frittiertes am Tresen, um auf der Straße zu essen. Die Preise sind erstaunlich billig und das Ambiente ist alles andere als elegant. Für Getränke gibt’s Plastikbecher. Zart besaitete Touristen mit hohen Ansprüchen können hier schon einen kleinen Horrortrip erleben, wie man diversen Kommentaren auf Tripadvisor entnehmen kann – also genau das richtige für die Kochgenossen!
Die Küche Palermos ist eindeutig von Zeiten der Not und Entbehrung geprägt – wie kaum sonst wo sind die Traditionen derart auf die Verwertung von Resten fokussiert. Wirklich alle Arten von Innereien werden gegessen, allen voran die Milz, die wir von der Österreichischen Küche nur faschiert und in winziger Menge als Milzschnitte für die Rindsuppe kennen. Hier wird Milz pur und in rauen Mengen gegessen, die Brote sind dick gefüllt wie ein New Yorker Pastrami-Bagel.
Eine Spezialität des Hauses ist übrigens ein Panino, das mit dreierlei Produkten gefüllt wird: Milz, Panelle – also frittierte Fladen aus Kichererbsenmehl – sowie gebackene Kroketten. Andrew Zimmern mit seiner TV-Serie “bizzarre foods” hatte sicher seine Freude daran!
Ein kleiner Tipp der Kochgenossen: Wenn die Warteschlange – wie so oft – allzu lange ist, kann man sich übrigens an einen Tisch der benachbarten Lokale setzen und dort dann die Getränke bestellen, sowie die Karte des Nni Franco. Die Speisen werden dann anstandslos auch im Nachbarlokal serviert. Manchmal sogar schneller, als wenn man im “Original” sitzt. Wir haben’s ausprobiert!