Was die Kochgenossen bei Chen’s Ramen essen:
- Jiaozi (Dumplings, Teigtaschen mit Schweinefleisch) – absolut köstliche Teigtaschen der Sonderklasse! Sie werden erst nach der Bestellung frisch angefertigt und als sogenannte guotie oder pot sticker auf der Unterseite resch angebraten, während der Rest der dünnen Teighülle herrlich schlutzig und weich bleibt. Diese Jiaozi gehören zu den allerbesten, die wir je kennengelernt haben (inklusive Ostasien!). Wir bevorzugen die klassische Schweinefleischfüllung. Gibts aber auch mit Huhn und Shrimps.
- Nudelsuppe mit House Speciality Beef Mix – nicht nur aromatisch, sondern auch haptisch ein wahres Fest! Neben handgezogenen, ebenfalls ganz frisch zubereiteten Nudeln finden sich viererlei Zutaten vom Rind in dieser großen Suppe: Scheiben von gekochtem Rindfleisch, weich gedünstete Rindersehnen, ein himmlisch schmeckender, zarter Knödel aus faschiertem Rindfleisch und dünn geschnittene Kutteln, die mit einer wunderbar knackigen Bissfestigkeit wortwörtlich den Gaumen kitzeln. Besonders positiv: sehr dezenter Einsatz von Chiliöl und nicht überwürzt!
- Nudelsuppe mit Huhn und Gemüse – wem die Zutaten des hauseigenen beef mix zu abenteuerlich sind, versäumt etwas – aber er bekommt die Nudelsuppe auch mit Hühnerfleisch.
- Mei Cai Kou Rou (gedämpfter Schweinebauch) mit Pak Choi auf Nudeln oder Reis– gedämpft, angebraten und in dunkler Sojasauce, Reiswein und fermentiertem Senfkohl geschmort! Das Fleisch ist butterzart und von einer relativ dezenten Würzigkeit, in die man nach ein paar Bissen quasi lustvoll “hineinkippt”. Dazu gibts ganz puristisches, knackiges Grüngemüse, das nicht nur farblich einen herrlichen Kontrast zum dunklen Schokoladebraun bildet.
- Auf der Karte findet man viele Gerichte, die uns brennend interessieren. Leider haben wir beim ersten Besuch nicht mehr geschafft – wird nachgeholt!
Wien hat sich zu einem Paradies der Chinesischen Küche gemausert
Wenn man bedenkt, welche Entwicklung die chinesischen Restaurants in der Stadt seit den 1970er-Jahren durchgemacht haben, so ist das schon erstaunlich. Damals hatte man hier keine Ahnung von authentischen Gerichten, und was die durchwegs kitschig dekorierten Lokale servierten, hatte auch denkbar wenig damit zu tun.
In den späten 1990-Jahren tauchten dann die ersten Pioniere der Sichuan-Küche auf: zum Beispiel das Nr.27 in der Ungargasse und das Ostwind in der Lindengasse. Anfangs waren sie auf chinesische Kunden ausgerichtet, die immer häufiger als Touristen in die Stadt kamen, und für die die billigen “All you can eat-Chinesen am Eck” nicht zumutbar waren. Auch das “Chinese Sichuan Restaurant” im Donaupark spielte diesbezüglich eine zentrale Rolle, vor allem für chinesische Mitarbeiter und Besucher der nahegelegenen Uno-City. Auch die chinesische Community wuchs in Wien zunehmend und rund um den Naschmarkt entstand allmählich ein kleines “Chinatown”. Wir haben darüber berichtet: Kommandosache Sichuan
Seitdem entstehen laufend neue Chinarestaurants, und sie werden immer authentischer und besser. Auch eingesessene Wiener haben die zuvor völlig ungewohnten Speisen zu schätzen gelernt.
Das unauffällige Restaurant befindet sich mitten in der Hardcore-Touristenmeile rund um die Kärntnerstraße. Hier reiht sich eine gastronomische Touristenfalle an die andere und ohne Empfehlung wären wir nie auf die Idee gekommen, hier einzukehren. Umso überraschender ist die Tatsache, dass man hier eines der besten Chinarestaurants der Stadt findet.
In einem Detail unterscheiden sich die Speisen von den meisten authentischen Chinarestaurants der Stadt: der Einsatz von Gewürzen und Chiliöl ist wesentlich dezenter als anderswo. Das mag zwar weniger authentisch und ein Zugeständnis an den europäischen Geschmack sein, aber wir empfinden es als durchaus positiv.
Ein bisweilen übertriebener Einsatz von Chiliöl war und ist in China ein Statussymbol; man zeigt damit, was man sich leisten kann – ähnlich wie die überwürzten Speisen der europäischen Oberschichten zu Zeiten, als die importierten Gewürze extrem teuer waren. Statuswünsche können den Geschmack verzerren!
Jedenfalls finden wir, dass der Umgang mit Gewürzen und Öl hier genau richtig ausgewogen ist!
Der Schwerpunkt des Angebots liegt auf den frischen, handgezogenen Nudeln, die in den Ramen-Suppen zum Einsatz kommen (insgesamt 17 Varianten!).
Auch die Auswahl an gebratenen Nudeln, Eierreis und diversen Wok-Gerichten ist reichhaltig.