Dieser Klassiker der Wiener Küche besticht durch seine milde Einfachheit und wurde nicht nur von Kindern heiß geliebt.
Zweifelhafte Berühmtheit erlangte das Gericht als erklärte Lieblingsspeise eines gewissen Adolf Hitler, der als Vegetarier in Wiens Wirtshäusern vermutlich darauf angewiesen war, denn viel Auswahl an fleischlosen Speisen gab’s da vermutlich nicht.
Noch heute werden fallweise Eiernockerl als politisches Statement rituell verzehrt – von Idioten am Geburtstag des Diktators.
Man sollte sich jedoch keinesfalls von dem braunen Schwachsinn abschrecken lassen, denn richtig zubereitete Eiernockerl sind wirklich köstlich!
Die Kunst der richtigen Zubereitung steckt in einer zügigen Verarbeitung der simplen Zutaten Ei, Milch und Mehl. Wichtig ist dabei, nicht zu lange zu rühren und zu braten, damit alles locker und saftig bleibt. Gespür ist angesagt!
Dabei geht alles sehr schnell und der Aufwand ist erstaunlich gering: 10 Minuten Teig anrühren, 3 Minuten kochen und die abgetropften Nockerl in der Pfanne mit Eiern durchmischen – aber mit Gefühl!
Als Gewürze kommen nur etwas Muskatnuss, Salz und Pfeffer zum Einsatz; und etwas Schnittlauch zum Bestreuen.
Absolut zwingend gehört ein frischer Grüner Salat als Beilage dazu!
Für gestandene Wiener funktioniert das Konzept der Eiernockerl nur in Kombination mit einem Häuptelsalat.
Es ist übrigens ein Kennzeichen der Wiener Küche, dass viele Speisen unbedingt eine bestimmte Salatbegleitung brauchen. Ein Wiener Schnitzel ohne saftigem Erdapfelsalat ist für Kenner auch unvorstellbar. Es geht dabei um haptisch erlebbare Kontraste – kalt-warm und frische Saftigkeit als Kontrapunkt!
In Wien gehört zu einem Beilagensalat auch ein bisschen Zucker in die Marinade. Aber jeder wie er mag!
Zutaten für 3-4 Portionen:
- 300 g griffiges Mehl
- 60 g Butter für den Teig & Butter zum Anbraten
- 6 Eier (2 für den Teig & 4 zum Anbraten)
- ca. 170 ml Milch (eventuell etwas mehr zum Korrigieren der Teigkonsistenz)
- frischer Schnittlauch
- 1 Prise Muskatnuss
- Salz & Pfeffer
- Grüner Salat
Zubereitung:
- 170 ml Milch erwärmen und 60g Butter darin schmelzen (nicht kochen!) – danach auf handwarm abkühlen
- die Mischung in eine Rührschüssel geben, sowie 2 Eier und ca. 1/2 TL Salz
- mit einem Schneebesen gut durchschlagen
- die Hälfte des Mehls mit dem Schneebesen einrühren
- die zweite Hälfte mit einem hölzernen Kochlöffel einarbeiten und kräftig durchschlagen bis der Teig glatt ist – nicht allzu lange, denn dadurch könnten die Nockerl zu fest werden
- der Teig sollte elastisch weich werden, aber nicht flüssig rinnend. Wenn man einen großen Batzen mit dem Kochlöffel hochhebt, sollte er wie in Zeitlupe nach unten gezogen werden. Wenn er zu fest sein sollte, etwas mehr Milch einrühren. Wenn er zu flüssig sein sollte, etwas mehr Mehl einrühren
- 3-5 min rasten lassen – aber keinesfalls stundenlang, denn auch dadurch kann die Konsistenz leiden
- viel Wasser zum Kochen bringen und reichlich salzen
- den Nockerlteig auf ein nasses Holzbrett schöpfen und mit dem Messerrücken stückchenweise in das kochende Wasser zügig abschaben. Eventuell in 2 Durchgängen jeweils nur die halbe Menge verarbeiten
- am Beginn kurz behutsam umrühren, damit nichts zusammen klumpt. Nach 2-3 Minuten sollten alle Nockerl aufschwimmen: dann mit einer Lochkelle herausnehmen oder in ein Sieb ableeren, kurz mit kaltem Wasser abspülen und gut abtropfen lassen. Beiseite stellen
- 4 Eier in einer Rührschüssel mit Salz und einer kleinen Prise Muskatnuss mit dem Schneebesen ganz kurz vermischen – aber Dotter und Eiklar nicht homogen, sondern nur sehr lose vermengen. Die unterschiedlichen Phasen sollten beim Essen noch leicht spürbar sein
- 2-3 EL Butter in der Pfanne schmelzen und die Nockerl darin schwenken und kurz aufwärmen, jedoch nicht knusprig anbraten
- die Eimasse dazu gießen und kurz am Pfannenboden stocken lassen. Hitze sofort abdrehen und kurz unterheben und mischen. Dabei sollte nicht alles Ei stocken, sondern teilweise noch saftig bleiben.
- pfeffern und sofort aus der heißen Pfanne nehmen, denn das Ganze sollte keinesfalls trocken geraten!
- mit frischem Schnittlauch bestreuen
- dazu gehört unbedingt ein Grüner Salat. In der klassischen wienerischen Variante mit etwas Staubzucker in einer Marinade aus Salz, Essig und Öl
Ein typisches Ich-weiß-nicht-was-ich-kochen-soll-es-sind-noch-Eier-da-Essen; sonst gab es immer Rührei, aber die Eiernockerl sind eine echt gute Alternative: man braucht kein Brot dazu!
Hat unerwartet gut geschmeckt!
Als ich in Taiwan prä Corona mal bei Din Tai Fung war, habe ich dort schlichten Eierreis – eigentlich für die Kinder gedacht – gekostet und war begeistert. Die Erinnerung an Eiernockerln von Muttern in Kindheitstagen. Das feine, subtile Eieraroma bedarf wie hier wunderbar ausgeführt natürlich einiger Kocherfahrung. Wenn es klappt, ist es egal.
Diese ewige Adi-Apologetik nervt übrigens, das ist sowas von hinterwäldlerisch und kleinkariert. Man muss sich nicht dafür rechtfertigen, am 20.4.1988 geboren zu sein oder Eiernockerln zu mögen. Das ist schon wahnhaft bis paranoid und interessiert außerhalb der kleinen, kleinen Spießerblase niemanden.