Was die Kochgenossen im “Jí wèi zhàn chāoshǒu miànshí” essen:
- getrockneter Tofu mit fermentierten Bohnen – köstlich marinierte Tofustreifen, die zwar bissfest sind, aber nicht so kompakt wie die bei uns erhältlichen “trockenen” Tofusorten, die dazu noch alle geräuchert sind. Das Dressing ist magisch gut und wir sind intensiv bemüht, herauszufinden wie es gemacht ist. Leider sind die Kopierversuche bisher gescheitert. Wir wissen nur vage, dass es mit fermentierten Bohnen und irgendeinem “pepperpowder” zubereitet ist. Genauere Details waren unmöglich herauszufinden – lost in translation. Wenn wir es mithilfe unserer chinesischen Kochgenossen herausgefunden haben, werden wir darüber berichten.
- blanchierte Bittergurken – die chinesische Bittergurke (Bittermelone, Bitter Gourd, Momordica charantia) ist ein im Westen nahezu unbekanntes Gemüse. Im Gegensatz zur indischen ist die chinesische Varietät nur mäßig bitter und hat eine äußerst wohltuende Wirkung auf Magen und Verdauung. Hier sind sie nur kurz blanchiert und leicht mariniert. Auch für Suppen wird die Bittergurke als Basiszutat verwendet. Diese Gemüse ist eine Entdeckung wert!
- marinierte Gurken – dezent süßsauer mariniert und köstlich knackig. Dieses erfrischende Gemüse ist in Taiwan omnipräsent.
- Mungbohnen-Jelly in grüner Sauce – ein völlig unbekannter kulinarischer Planet für Langnasen, nichts davon kennt man bei uns. Die elastisch-glatten Teigstücke sind – wenn wir richtig verstanden haben – aus Mungbohnen-Mehl gemacht. Sie sind fast geschmacklos mit einer interessanten, leicht gummigen Haptik. Aber die Marinade macht sie zu einem kleinen Kunstwerk. Nach langem Rätseln fanden wir heraus, woran uns dieses Aroma erinnert: an die mojo verde der Kanarischen Inseln, die unter anderem mit Petersil und Koriander zubereitet wird. Die kommunikative Barriere war leider zu groß um herauszufinden, ob es sich hier um ein ähnliches Konzept handelt. Jedenfalls köstlich!
- Fisolen mit faschiertem Schweinefleisch – in China sehr verbreitet ist die Kombination von grünen Bohnen mit ganz wenig gehacktem Schweinefleisch, das gleichsam nur als Gewürz verwendet wird.
- Wantan in Chiliöl – wie überall in Taiwan sind die Teigtaschen selbstverständlich ganz frisch gemacht und wunderbar schlutzig. Im Gegensatz zu Sichuan ist das Chiliöl hier nicht wirklich scharf.
- Beef Rolls Pie – eine frisch gebackene, blätterteigartige Parotta, gefüllt mit mürben Rindfleischstücken und frischen Gurken. Eines der besten Wrap-Konzepte, die wir kennen!
- Nudelsuppe mit geschmorter Rinderbrust – bei zwei Dingen sind die Taiwanesen für uns Weltmeister: frische Nudeln und Rindsuppe! Die Rinderbouillon ist perfekter als überall sonst: dunkel und ungemein gehaltvoll, aromatisch perfekt balanciert ohne jegliche Überwürzung. Auch die saftigen und mürben Rindfleischstücke sind immer perfekt, genau auf Punkt gegart. Gerhard Polt könnte gesagt haben: “Nudelsuppenmäßig brauchst dem Taiwanesen nix erzählen!”
Lost in translation
“Extrem leckerer Stapel Nudeln” – das spuckt Google-translate aus, wenn man den chinesischen Namen dieses Lokals übersetzen lässt. Wie fast überall in Taiwan gibt es keinen englischen Namen und keine Schrift, die wir Langnasen lesen könnten.
Dazu kommt, dass man in Taiwan prinzipiell schriftlich bestellt, per Stricherl auf einer Liste, auf der man ausschließlich chinesische Schriftzeichen findet. Gottseidank besitzt das “Jí wèi zhàn chāoshǒu miànshí” 2 Exemplare von Speisekarten mit Fotos, wo die Namen der Gerichte auch auf Englisch angeführt sind. Das heißt für uns: Die chinesischen Schriftzeichen des gewünschten Gerichts genau ansehen und dann auf dem Bestellzettel wiederfinden. Das ist ein bisschen wie Memory spielen, oder Mahjong.
Einfacher ist es mit den kalten Vorspeisen, die stehen in einer Vitrine zur Entnahme. Allesamt sind kleine Köstlichkeiten, die mit Liebe und hingebungsvoller Präzision frisch zubereitet werden. Eine besser als die andere!
Die Hauptspeisen sind hauptsächlich auf frischen Teigtascherln und selbstgemachten Nudeln aufgebaut. Die erstaunliche Vielfalt an dampfenden Schüsseln haben wir fast komplett durchprobiert und waren begeistert.
Das ziemlich neue Lokal ist ein Beispiel für eine wunderbar einfache Gastronomie, die in Taiwan in einer unglaublichen Dichte weit verbreitet ist. Es geht dabei nur um gutes Essen, das mit den einfachsten Mitteln hergestellt wird. Und gutes Essen bekommt man in Taiwan um erstaunlich wenig Geld: die Vorspeisen kosten gerade mal einen Euro und die Hauptspeisen zwei bis maximal fünf. Dafür muss man sich Besteck und Serviette selbst holen und Tischtücher gibt’s auch nicht…
Ein Gastronomiekonzept ganz im Sinne der Kochgenossen!
https://www.facebook.com/JWZ729/
Jí wèi zhàn chāoshǒu miànshí
號 No, No. 6, Alley 1, Lane 123, Section 5, Nanjing East Road, Songshan District, Taipei City, Taiwan 105Karte anzeigen