Was die Kochgenossen beim Attilio essen:
- Pizza fiore – himmlisch leichte und fluffige Pizza mit Zucchiniblüten, Speck (Pancetta), geräuchertem Provola-Käse, frischen Piennolo-Kirschtomaten von den Hängen des Vesuv und einer Mischung aus 24 Monate gereiftem Parmesan, römischem Pecorino und gehackten Pistazien! In der Mitte ist der Teig millimeterdünn, am Rand jedoch dick und flaumig und nach Germ (Hefe) duftend wie eine perfekte Kaisersemmel.
- Ripieno rotondo – innen gefüllt mit Ricotta, gekochtem Beinschinken und Champignons, oben belegt mit Mozzarella vom Vesuv und Oliven aus Gaeta. Ein weicher, saftiger und duftender Traum von einer Pizza, der auch Assoziationen zu Oma’s Topfenstrudel triggert.
- alle anderen Pizzen auch – man bräuchte viel mehr Zeit in Neapel um sich alleine durch Attilios 40 verschiedene Pizzen durchzufressen. Zutaten – wie Kürbis, Steinpilz, Artischocken-Creme und Brokkoli mit neapolitanischer Wurst – lassen vielfältigen Genuss erwarten. Die gefüllten Varianten werden auf Wunsch auch frittiert, statt im Ofen gebacken – eine neapolitanische Spezialität!
Ein Teig als Kunstwerk
Seit über 80 Jahren wird hier an der Perfektion eines Teiges aus Weizen und Hefe gefeilt, der die Grundlage für eine der allerbesten Pizzen von Neapel ist. Und immerhin gilt Neapel als Geburtsstadt und absolute Hochburg der Pizzakultur.
Was macht also den Unterschied zu alltäglicher Ware aus?
Zunächst fällt auf, dass der Teig erstaunlich weich und flaumig ist – fast saftig! Er duftet nach Hefe und weist am Rand eine zarte Knusprigkeit auf. Er erinnert an eine perfekte Wiener Kaisersemmel aus der Kindheit, wie man sie heute kaum noch bekommt. Ganz sicher lässt man den Teig hier sehr lange “gehen”, damit die Hefekulturen ganze Arbeit leisten. Während er in der Mitte hauchdünn ist, sind die Ränder dick und wulstig.
Im Vergleich zu Anderen sind diese Pizzen leicht und flaumig.
Die Belegung ist vergleichsweise sparsam, denn der Teig ist immer das Wichtigste. Dafür sind alle Zutaten von höchst erlesener Qualität und kommen von lokalen Produzenten: mehrere Tomatensorten, wie San Marzano oder die legendären Piennolo-Kirschtomaten von den Hängen des Vesuv, oder Fior di latte und Ricotta aus dem nahegelegenen Städtchen Vico Equense. Für ausnahmslos alle Zutaten ist auf der Speisekarte die Herkunft angegeben: Oliven aus Gaeta, Kapern aus Pantelleria, Walnüsse aus Sorrent, und so weiter. Qualität ist bei der Belegung weit wichtiger als Quantität; Keinesfalls darf die Pizza überladen sein.
Bei einigen Pizzen wird ein Rand mit 8 Zipfeln geformt, dadurch sehen sie ein bisschen aus wie pummelige Seesterne. Das erhöht den Anteil an knusprigen Zonen! Außerdem sind diese Zipfel nocheinmal separat mit Ricotta gefüllt.
Gefüllte Calzoni werden in Neapel nicht nur im Holzofen gebacken, sondern stattdessen auch frittiert. Das erinnert ein wenig an den ungarischen Làngos – nicht das Zeug, das man im Wiener Prater bekommt, sondern das ungarische Original.
Da die Pizzeria da Attilio auch schon von Touristen entdeckt worden ist, muss man teilweise mit erheblichen Wartezeiten rechnen. Meistens bildet sich vor dem Lokal eine Warteschlange.
Unser Tipp: knapp vor 12 Uhr mittags kommen, dann hat man das Lokal für sich.
An der Wand hängt eine Speisekarte aus dem Jahr 1944. Die Preise darauf sind natürlich in Lire angegeben – das teuerste Gericht kostete eineinhalb Lire, eine Pizza mit Tomaten und Käse 0,6 Lire! Wenn man bedenkt, dass bei der Währungsumstellung fast 2000 Lire für einen Euro gewechselt wurden, dann entspricht das heute etwa einem Vierzigstel Cent. Nach diesem – zugegebenermaßen sinnlosen – Rechenexperiment würde man heute für einen Euro fast 4000 Pizzen bekommen – soviel zur Inflation der italienischen Lira seit dem 2. Weltkrieg.
Die Preise sind auch heute noch günstig, wenn man die enorme Produktqualität bedenkt.